Bettgeschichten im Frühling

9. April 2021 - Von Daniela

Bettgeschichten im Frühling – oder wie es ist mit einem Bauern verheiratet zu sein.

Hallo Ihr Lieben,

habt Ihr gerade auch Frühlingsgefühle? Es grünt und blüht überall, die Sonne wärmt das Herz, die Vögel zwitschern, alles ist leichter als noch vor ein paar Wochen. Das Herz des Touristikers schlägt höher, weil das neue Urlaubsjahr endlich wieder beginnen kann – eigentlich.

Wenn man morgens aufwacht, dann sieht man manchmal sogar die Apfelblüten ganz in Eis gehüllt. Ein tolles Fotomotiv. Es ist so schön im Frühling in Südtirol.

Ja, und dann trifft man so ziemlich genau vor 13 Jahren den Luis und verliebt sich in ihn.

Bauer am Urbanhof in Bozen Gries. Bauer wie so viele: mit Apfelplantagen, einem Weinberg (wo mein heißgeliebter Lagrein wächst, wie sonst nirgends), einem Herrgott in der Einfahrt, einer Fahnenstange für die Tiroler Fahne und vier Ferienwohnungen, die das ganze Jahr über buchbar sind (checkt mal seine Internetseite www.urbanhof.net).

Aus ist es mit den ruhigen Nächten!

Heute erzähle ich Euch, was hinter den tollen Fotos von den Eisblüten steckt – sozusagen ein Einblick in die Realität, fernab von Imagekampagnen und Werbebildern.

Mitte März steigt die Nervosität, der Luis muss die „Spritzer“ kontrollieren. Die Bewässerung unter dem Jahr erfolgt bei uns jetzt auch vielfach durch die Tropfberegnung, also nicht mehr von oben. Die Sprenkler auf den hohen Stangen sind aber noch geblieben, für einen wichtigen Zweck: die Frostberegnung!

Die Natur beginnt jetzt zu erwachen und die junge Blüten und Knospen sind noch sehr zart.

Triebe sind zart, die Blüten sollen zu Früchten reifen und im Herbst geernet werden und müssen daher geschützt werden. Es ist nun mal so, der Frühling ist eine Übergangszeit. Manchmal näher am Sommer und manchmal sehr nahe am Winter mit kalten Winden und Frostnächten. Der Luis zittert, wenn die Blüten verbrennen, dann ist das eine Katastrophe. Die einzige Hilfe ist da die Frostberegnung,

1938 wurde diese das erste Mal vom Ing. Josef Gattlen in seinem Obstgarten im Wallis angewendet, natürlich wurde er zum Spinner erklärt. Ende der 40er Jahr kam diese Technik auch zu uns nach Südtirol. Die Obstbäume werden durch kontinuierliche Beregnung während des Frostes vereist. Beim Gefrieren des Wassers wird Energie in Form von Wärme frei. Im Innern, also wo die Blüte, die Knospe oder der Trieb ist, ist die Temperatur immer über 0°C und somit besteht keine Erfrierungsgefahr.

Der Haken an der Sache ist, dass jemand die Beregnung anschalten muss und zwar im richtigen Moment. Bei uns ist das der Luis! Früher eilten die Frostwachen von Thermometer zu Thermometer, bei Gefahr wurden die Bauern mit einem langen Heulen der Feuerwehrsirenen alarmiert. Heute geht es von einer der 119 Wetterstationen über die App auf dem Handy.

So sitzt man also beim Abendessen und es fängt schon an: „Porzellana, Gries 2 nur mehr 2,5° – werd’s Frostalarm geben“. Bis 23 Uhr wird das Handy im Schnitt viertelstündlich kontrolliert. Man entscheidet sich aber trotzdem zu Bett zu gehen, eine Mütze Schlaf. Dieser ist leicht, denn verschlafen ist gefährlich. Das Handy wird halbstündlich kontrolliert. Gegen 3 Uhr ist es definitiv: „Dani, i fohr – Frostalarm“. Für die Angetraute bedeutet das, dass sie jetzt in Ruhe schlafen kann. Für den Luis heißt es auf die Wiese zu fahren und dort Temperatur und Windstärke zu kontrollieren. Nur bei Windstille wird die Beregnung eingeschaltet, denn nur die „stehende Kälte“ verbrennt Blüten. Sobald man einschaltet, arbeitet das Wasser und das Eis schützt. Theoretisch geht es dann für den Luis wieder ins Bett, am Morgen wird die Beregnung im Moment des Sonnenaufganges wieder ausgeschaltet. Das Eis schmilzt dann durch die Wärme, das Wasser bewässert den trockenen Boden.

In einem normalen Jahr gibt es an die 5 Frostnächte, heuer hatten wir schon 7, 1997 war ein absolutes Katastrophenjahr mit 20 Frostnächten. Leider ist Wasser nicht unbegrenzt verfügbar, speziell in einigen Gebieten. Tallagen haben es einfacher als Hanglagen.

In den Weinbergen ist diese Art des Frostschutzes nicht möglich, dort gibt es keine Sprenkler. Die Rebe blüht aber auch später, Frost ist dann nicht mehr so häufig. Er kommt aber noch vor, wie die letzten Jahre gezeigt haben, dann greift man auf das Feuer oder auch auf Hubschrauber zurück.

Der Luis (und ich) hoffen jetzt auf wärmere Nächte, irgendwann ist die Frostgefahr vorbei, dann kommt die Angst vor dem Hagel. Ich dreh mich halt weiter auf die andere Seite, wenn mein Liebster das warme Bett in Richtung kalte Wiese verlässt.

Ihr hingegen könnt Euch an den tollen Bildern, der gepflegten Landschaft und später im Jahr dann auch an der reichen Ernte der Südtiroler Bauern erfreuen.

In diesem Sinne, lasst es Euch gut gehen, bleibt gesund und besucht uns bald wieder.

Eure Daniela

 

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